Robert Streibel

Die blonde Niederlage ruft nach einem weichgespülten Hitler

Austrias Topmodel heißt Eileen und Strache schützt Kultur.

Am Tag zwei nach der blonden Niederlage aus dem Weiß der Berge zurückgekehrt. Nicht Tymoschenko hat verloren, sondern Sarah und es ging nicht um eine Präsidentschaft, sondern Austrias Topmodell (Puls 4) war gekürt worden. Die Siegerin der zweiten Staffel heißt Eileen und ist erst in der 2.Generation Wienerin, schätze ich. Vorname genügt wohl, das ist eine neue Form der rassischen Geographie: Ostküste macht auch alles klar. Aber wir leben doch wirklich in einer verkehrten Welt. Blond schlägt Schwarz, aber Sarah ist doch auch keine Alternative. Wenn die Barbara Rosenkranz so blond wäre und so eine Gretelfrisur hätte, dann wäre die andere Wahl vielleicht wieder spannend.

Doch wir haben keine Alternative, weil wir unsere Kultur nicht geschützt haben. Noch benommen von der langen Zugfahrt hole ich Semmeln und der bis zum leichten drei Tagesbart weichgespülte Hitler lächelt mich an vom Plakat, den Stinkefinger versteckt, lehnt der Kopf Rodin-schräg-nicht-Bronze, aber Blau blitzt das Auge. Denkerpose, wo doch Populisten bloß reden müssen, schreiben ist nicht notwendig. Ich hätte nicht so lange Robert Harris „Lustrum‰ lesen sollen, Cicero und der Kampf der Patrizier und Plebejer so funktioniert Politik und das seit 2000 Jahren.

So nachdenklich begleitet er mich auf dem Weg zum Bäcker, blickt mir nach und geschrieben steht der Ruf „Die eigene Kultur schützen‰. Das wird Zeit. Exotik nur mehr in den Palmenhäusern und in den Sewa-Läden. Ich liebe beide, in letzteren dieses Durcheinander, so ist unser Leben, ob wir wollen oder nicht. Ginseng neben Murmeltiersalbe, Buddah neben Mineralien und Dekor neben afrikanischen Masken und Plastikblumen. Das ist Diversität, so war es sicherlich auch in Rom. Der Kultur dieser Sewa-Läden, muss ich mich noch einmal extra widmen, doch um acht Uhr sind diese Läden noch geschlossen.

Schützen wir unsere Kultur, ja das ist notwendig, denn in der Früh schon ein Kopftuch in der Meidlinger Hauptstraße gesehen und das ist Keine-Konservativ-ist-im-Trend, die in ein Cabrio steigt, finanziert von der Bank Austria. Und ein Nachbar, ein netter Mensch, hat den selben Morgen-Frühstücksweg und ich frage ihn wie es ihm geht. Er sagt: Wie soll‚s mir schon gehen und deutet nur auf die eben vorbeigehende verschleierte Frau. Schützen wir uns und wenn wir uns schon immer geschützt hätten, dann würden wir nicht einmal Kartoffeln essen und den Mais auf der Pizza könnten wir uns denken, aber was ist eine Pizza? Bauerngeselchtes und Blutwurst auf den Tellern. Und keine Weihnachtssterne mehr im Wohnzimmer und einen Guten Rutsch wünschen wir uns sicher nicht mehr, denn das ist auch jüdisch und heißt verballhornt Rosch ha Schanah (Anfang des Jahres). Schützen wir uns und seien wir konservativ, tragen wir unsere Werte. Manche Trachten haben aber wilde Kalmücken aus dem Osten zu uns gebracht, also liebe Wachauer: kein Kalmuck mehr und Lodenjanker und Dirndl, da hatten ja auch Juden die Finger an der Naht. Schützen wir uns und trinken wir wieder Bier und Met, der wird auch in der Früh schon verkauft in meiner Straße, von heimischen Bienen produziert. Keine Tequilas mehr und kein Wodka und unsere SMS heißen Textnachrichten. Und ohne zionistische Getränke wie Coca Cola und Red Bull werden unsere Abende kurz am Lagerfeuer. Die Wölfe kommen auch wieder aus dem Osten. Die Sumpfschildkröten in der Au sind aus dem Amazonas eingeschleppt und so manche Viren sind auch nicht heimisch. Schützen wir uns endlich richtig.

Ich bin wirklich noch benommen und muss mich an das Grau gewöhnen nach dem vielen Weiß. Ich habe meine Alpen im Urlaub gesehen und nicht viel Deutsch gehört. Nur Fremde. Die Bedienung in St. Anton sprach so wenig Deutsch wie der Dirigent des Neujahrskonzertes. Ob das Eingeständnis, er werde besser Deutsch lernen für die Innenministerin ausreichen wird? Schützen wir unsere Kultur. Crazy Australia neben einer Tiroler Berghütte mit echtem Lärchenholz und drinnen eine Discokugel ála Las Vegas, Wir sind einfach zu nachlässig. Ziehen wir endlich einen Strich, Völkerwanderung ist heute und die Kultur geht immer unter und das seit 2000 Jahren.

Also zwei Tage nach der blonden Niederlage, Dorothea hat an diesem Tag Namenstag. Auch dieser Name kommt aus Kappadokien. Da waren wir irgendwann in der Völkerwanderungszeit nachlässig. Und Deutsch sprechen, da tut sich Sarah so schwer wie Eileen. Der Wortschatz ist so begrenzt, dass er in jede enge Gesäßtasche einer Jeans passt. Aber das ist eine andere Geschichte und das haben alle gezeigten Topmodels mit dem weichgespülten ≥Modl„ gemeinsam, denn das Deutsch mancher FPÖ Aussendungen ist nur mehr mit dem Kruzifix zu ertragen. ≥Das lassen wir sich uns nicht länger gefallen„ Schützen wir unsere Kultur endlich richtig. Back to the roots, um es modern zu sagen. Zurück an den Anfang, an die Quellen unserer Altforderen. Oder wie auf Facebook der FPÖ von einem Teilnehmer zu lesen ist. ≥Wir sind Nationalsozialist und werden immer zu unserem Land und unseren treuen Kameraden stehen!Den Stolz auf unsere Herkunft tragen wir bis ins Grab.Warum soll wir Fremde lieben, die unsersgleichen hassen? Trotz Schikane bleiben wir rechtsextrem!‰


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