Robert Streibel

Josef Eisenbauer: Ein Künstler und Kämpfer

Josef Eisenbauer: Grabrede auf Josef Eisenbauer Mitarnsdorf, Wachau Robert Streibel. 18.12.2010

Wir sind heute hier zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von Josef Eisenbauer. Und das ist traurig, obwohl uns eine so lange Zeit mit ihm gegönnt war.

Doch Joschi würde die richtigen Worte für heute finden, da bin ich mir sicher. Und er würde sagen: „Ich habe Euch lange genug gezeigt wie es geht. Also ab jetzt müsst ihr alleine weitermachen.“ Die Bilder, die jetzt nicht fertig gemalt sind und die neuen Bilder, die müsst Ihr jetzt fertigmalen. Und meinen Kampf, den müssen jetzt andere führen.

Es wird nicht leicht sein, da er so locker wie keiner den Pinsel geführt hat. Der Kampf, der wird heute mit anderen Mitteln geführt, keine Frage, aber die Gegner, die sind heute oft nur anders gekleidet.

Josef Eisenbauer war ein Künstler und ein Kämpfer.

Als junger Mann ist er nach Spanien aufgebrochen, um 1937 an der Seite der Internationalen Brigaden für die Demokratie und gegen den Faschismus zu kämpfen. Er wurde verwundet, kam in die Sowjetunion und zog die Uniform der Roten Armee an, wo er als Dolmetscher arbeitete und seinen Beitrag gegen den Nationalsozialismus geleistet hat. Erst 1947 war er wieder in Wien. Mit dieser Geschichte im Hintergrund ist es klar, dass ROT seine Lieblingsfarbe war.

Doch Joschi war auch Künstler und da war für ihn klar, dass ROT alleine nicht genügen kann. Wie sonst hätte er den Turm von Dürnstein malen können, die Hauerhäuser in seiner geliebeten Wachau, Sonnenblumen, Geigen und Tiger.

Joschi Eisenbauer ist erst in der Pension zur Kunst gekommen hat einen Kurs besucht und sehr schnell seinen Nachbarinnen und Nachbarn gezeigt, wie es geht. Er war gelernter Schildermaler. Und dann ist er selbst Kursleiter geworden.

Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag war er in der Volkshochschule Hietzing. Durch 20 Jahre bis letzte Woche. Das Unterrichten ist für ihn zum Lebenselexier geworden und seine Schülerinnen und Schüler auch.

Wenn es ein Bild für lebenslanges lernen gibt, Joschi und seine Malerinnen haben es für mich nicht gezeichnet und nicht gemalt, sondern gelebt.

Er war natürlich sehr kritisch und hat sich kein Blatt vor den Mund genommen, wenn die Beeren auf einem Strauch oder ein Gartenzaun nicht so gemalt wurden, wie er es für richtig angesehen hat. Aber er hatte immer einen Schalk im Auge, ein Lachen und einen Wiener Schmäh, der niemand ausgrenzt.

Die Ausstellung „Aus der Malschule des Don José“ haben wir lange geplant, am 18. Jänner 2011 wird sie eröffnet. Als Du im September wieder ein Mal im Spital warst, hast Du zu den Ärzten gesagt: „Ich kann nicht so lange warten, machens mich gesund, in einer Woche beginnt das Semester in der Volkshochschule.“

Diese Ausstellung noch zu eröffnen, dafür hat Deine Kraft nicht mehr gereicht. Aber wie hättest Du gesagt: „Ich habe Euch lange genug gezeigt wie es geht!“ Danke Joschi

Zum Nachruf und zur Videodokumentation


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