Robert Streibel

Offener Brief an Bazon Brock

An den Lehrer für bürgerliches Selbstbewusstsein Bazon Brock

Film:
Bazon Brock Teil 1
Bazon Brock Teil 2

Die Antwort von Bazon Brock fällt ernüchternd aus. Und einmal mehr zeigt sich zweierlei. Alltag und Theorie eines Intellektuellen sind zwei Paar Schuhe und der Witz einer Eröffnungsrede verraucht schneller als der Duft eines guten Vetliners.

5. November 2009
≥Sehr geehrte Herren! Unsere Aufgabe ist es, an inhaltlichen Argumenten zu arbeiten, die das bürgerliche Selbstbewusstsein stärken und gedeihen lassen und sich nicht von lächerlichen bürokratischen Lappalien schwächen zu lassen. Denn wer inhaltlich etwas bewirken will, muss vorerst also die Formalia regeln. Bürokratie ist etwas extrem Wichtiges, damit das gesellschaftliche System funktionieren kann. Ich bitte alle Konzentration auf die Inhalte zu richten. Intelligente Menschen legen sich nicht mit der Bürokratie an, die dazu da ist, uns vor der jederzeitigen, sofortigen Erfüllung unserer beliebigen Wünsche zu schützen. In Zukunft empfehle ich, derartige Aktivitäten auf Basis von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen korrekt von statten gehen zu lassen und die Inhalte in den Mittelpunkt zu stellen.

Mit besten Wünschen
Ihr Bazon Brock

23. Oktober 2009
Sehr geehrter Bazon Brock, Sehr geehrter Lehrer,
wir haben sie ernst genommen und jetzt müssen wir eine Strafe zahlen. Ist das das Ergebnis von Kunst? Wir haben den Aufruf ≥Eine Stadt biographiert sich selbst≥ ebenfalls in die Tat umgesetzt und wir haben diesen Ansatz in die Öffentlichkeit getragen, nicht irgendwo, nein in Krems. Wir haben vor der Ausstellungseröffnung 6 Tafeln für Deserteure der Deutschen Wehrmacht in der Stadt aufgestellt. Selbstbewusst selbstverständlich, so wie es Sie in Ihrem Vortrag gefordert haben.

Obwohl die Bürgermeisterin der Stadt Krems auch ihre Rede gehört hat, bittet die Stadt uns nun zur Kassa und droht mit einer Verwaltungsstrafe. Es ist doch sonderbar wie unterschiedlich kluge Reden doch aufgefasst werden können. Frau Bürgermeister Inge Rinke hat ihre Rede, so glaube ich aus der Reaktion schließen zu können, gefallen. Doch das Gefallen hat offenbar politische Grenzen. Selbstbewusst sollen wir in der Öffentlichkeit auftreten, haben sie gesagt, wir sollen in ihre Schule gehen. Wir haben das getan und werden nun bestraft. Was sagen Sie als Lehrer dazu? Als guter Lehrer müssten Sie uns nun doch den Rücken stärken und uns auffordern, nicht aufzugeben. Oder vielleicht lassen Sie Frau Bürgermeister und Ihre Beamten nachsitzen, die die Tragweite ihrer Rede und Ihres Appells nicht verstanden haben.

Wir warten mit Ungeduld auf ein Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung unseres Lehrers.

Mit freundlichen Grüßen
Robert Streibel
Gerhard Pazderka

PS Damit alle wissen wie rhetorisch brillant Ihre Rede im Kunstraum Stein war, haben wir uns erlaubt ihre Rede in zwei Teilen auf youtube zu stellen.


Categorised as: Deserteurs Denkmal in Krems