Was würden Sie sich denken?


Rede von Robert Streibel anlässlich der Eröffnung des Gedenkraumes für das Kriegsgefangenenlager STALAG XVIIB am 11. April 2025 am Flugplatz Krems

Stellen Sie sich vor Sie haben hier auf diesem Platz drei, vier oder mehr Jahre verbracht, im Sommer und im Winter, bei Wind, Hitze und Kälte, in einer Baracke mit mehreren Dutzenden Männern, abgeschnitten von der Welt, ungewiss, wie lange dieser Zustand dauern wird. Sie hatten Glück, Sie haben die Befreiung erlebt und sind in ihre Heimat zurückgekehrt: nach Frankreich, Polen, Belgien, Italien, in die Sowjetunion, oder nach Amerika.
Vielleicht wollten Sie dann zwanzig Jahre später wissen, wie der Platz, auf dem dieses Lager stand, heute aussieht.

Sie kommen hierher und was sehen Sie: Nichts. Und die Menschen, die Sie fragen können oder wollen nicht viel erzählen.

Es vergehen wieder zwanzig Jahre und Sie kommen dann vielleicht mit ihren Kindern hierher. Und was sehen sie? Nichts und die Auskünfte sind so dürftig wie beim letzten Mal.
60 Jahre nach dem Ende des Krieges kommen dann ihre Enkel zum ersten Mal hierher auf Spurensuche, in Erinnerung an ihren Großvater und sie finden zumindest einige rostige Fragezeichen und an der Straße einen Gedenkstein, mehr aber auch nicht.

Was haben sich diese Besucherinnen über diese Gesellschaft gedacht, die für das hier erlittene Leid auch nach Jahrzehnten so wenig Empathie empfinden konnte? Wenn wir Glücken haben, haben Sie sich bloß gewundert in ihrer Verbitterung und Enttäuschung.

So wenig Interesse in der Stadt Krems für dieses Lager aufgebracht wurde, so bedeutend war die Erinnerung an dieses Lager in vielen anderen Ländern. Durch den Film „Stalag 17“ von Billy Wilder 1953 wurde dieses Lager zu einem Inbegriff des Kriegsgefangenenlagers nicht nur in den USA. Hierzulande dauerte es mehr als sieben Jahre, bis der Film gezeigt wurde. Eine Filmkommission hatte entschieden, dass die Darstellung der deutschen Wachmannschaft zu negativ sei und Ressentiments wieder aufleben lassen würde.

Bürgermeister Peter Molnar, Johannes Eckharter (Union Sportfliegerclub Krems), Robert Streibel

Es hat fast 80 Jahre gedauert, bis es hier auf dem Platz des Kriegsgefangenenlagers STALAG XVIIB einen Gedenkraum gibt. Vor drei Jahren hat es den Versuch eines Gedenkraumes im Gasthaus Walzer gegeben, dies war zumindest ein Beginn, der mit der Schließung des Gasthauses beendet war. Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Für uns war das die Tür zum Flugplatz Krems.

Jetzt genau 80 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus gibt es einen würdigen Gedenkraum, direkt am Ort des Geschehens. Möglich wurde dies durch die Kooperation mit dem USFC , Union Sportfliegerclub Krems, den wir, Günther Stockinger und ich, die dieses Projekt betrieben und realisiert haben, für das Entgegenkommen herzlich danken möchten. Unterstützt haben dieses Projekt die Stadt Krems, das Land Niederösterreich und der österreichische Zukunftsfonds.

Das Interesse, dass jetzt von Seiten der Stadt Krems diesem Projekt entgegengebracht wird, ist eine abermalige Bestätigung für die Wahl des Titels für mein letztes Buch: „Krems: Das Ende der Verdrängung“

DER GEDENKRAUM AUF DEM FLUGPLATZ KREMS
Flugplatz Krems
3500 Krems Flughafenstraße 15
www.flugplatz-krems.at
Mo–So: 9:00–16:00 Uhr, von Juni bis September bis 18:00 Uhr

Für die grafische Gestaltung danken wir Gerhard Müller und für die Produktion der Tafeln zeichnet wieder die Stempel + Schilder Werkstatt verantwortlich.