Robert Streibel

Wählen wir Miss Europa und die Türkei?

Hinterwäldler vereinigt euch

Unveröffentlichter Beitrag im "Standard" von Robert Streibel

Wir wählen den beliebtesten Schauspieler, die souveränste Moderatorin, manche wählen Missen und manche den Pinup Mann des Monats. Aber werden wir auch die Türkei wählen? Wer will mich ist eine Sendung für Tierliebhaber. Doch treue Hunde sind was anderes als Türkinnen und Türken. Das darf man nicht sagen und das wissen unsere Politiker, nicht alle, aber fast alle. Und weil sich das niemand sagen traut, na gut die FP schon, doch die spielen in einer anderen Liga für Rechtsverbinder, soll das Volk abstimmen.

Ein kluger Schachzug unseres Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel und Bundespräsident Heinz Fischer der von vielen gewählt wurde hat offenbar den ersten großen Fehler begangen, unbeachtet, weil er der öffentlichen Meinung nach dem Mund geredet hat und verklausulierter ebenfalls für eine Abstimmung gesprochen hat. Und die SP? Sie waren ja auch vorher keine Freunde der Türkei und schlinkel schlankel ist auch eine Möglichkeit der Meinungsänderung, Hauptsache man redet und bekommt Sendeminuten. Wie in vielen gesellschaftlichen und politischen Fragen sind die Parteigrenzen oft nur künstliche Grenzen.

Hinterwäldler vereinigt euch.

Die Türken das sind die anatolischen Schafbauern und die brauchen wir nicht und die Frauen tragen Kopftücher. Worüber soll das Volk abstimmen in zehn Jahren? Wir maßen uns an abzustimmen, ob ein Volk Teil der Europäischen Gemeinschaft sein darf! Wunderbar. Uns Österreicher hätte es nichts ausgemacht, wenn die Katzlmacher und die Piefke, die hochnäsigen Franzosen und Tulpenzwiebelfresser über uns abgestimmt hätten. Über die Bulgaren, die Polen und die Letten hat niemand abgestimmt und das ist gut so.

Wenn Abstimmungen etwas bringen würden und wenn es Alternativen gäbe, Wahlen wären doch eine Möglichkeit, um dem Rest die Rote Karte zu zeigen.

Zur Zeit gibt es nur eine politische Gruppierung mit Anstand und Gewissen, die auch gegen den Strom schwimmt und nicht nach den Schlagzeilen heult. Dass sich die Grünen nicht auch vom Abstimmungsvirus anstecken ließen wird vielleicht von HistorikerInnen gewürdigt werden.


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